Zwei Barben

Die Fische in Basel sind Teil einer vielfältigen, aber verletzlichen Tierwelt. © Adobe Stock

Wer im Sommer im Rhein schwimmt, in der Birs badet oder sich an der Wiese erfrischt, teilt sich das Wasser mit weit mehr als nur anderen Badegästen. Unter der Wasseroberfläche lebt eine artenreiche Tierwelt, die uns meist verborgen bleibt. Höchste Zeit, genauer hinzuschauen: Wer ist da eigentlich in unseren Flüssen unterwegs – und wie geht es diesen Tieren?

Fische, Krebse & Co.: Wer lebt in unseren Flüssen?

Wer im Sommer im Rhein schwimmt, in der Birs badet oder sich an der Wiese erfrischt, teilt sich das Wasser mit weit mehr als nur anderen Badegästen. Unter der Wasseroberfläche lebt eine artenreiche Tierwelt, die uns meist verborgen bleibt. Höchste Zeit, genauer hinzuschauen: Wer ist da eigentlich in unseren Flüssen unterwegs – und wie geht es diesen Tieren?

Text: Rahel Hänggi

Gewässer in Basel – vielfältig und verletzlich

In den Flüssen rund um Basel wurden um die 40 Fischarten gezählt – von der Äsche bis zum Zander. © Unsplash

Um die 40 Fischarten kommen in den Flüssen rund um Basel vor – ein Wert, der schweizweit fast einmalig ist. Dazu zählen zum Beispiel Äsche, Barbe, Forelle, Groppe, Alet, Strömer oder Zander. Auch Flusskrebsarten oder wirbellose Kleintiere wie Muscheln, Schnecken, Insektenlarven und Flohkrebse sind in unseren Gewässern zu finden.

Doch nicht alle Tiere gehören ursprünglich hierher: Im Rhein und seinen Zuläufen machen derzeit zwei eingeschleppte Fischarten drei Viertel der bodenlebenden Fischbestände aus – die Schwarzmundgrundel und die Kesslergrundel. Beide stammen aus dem Schwarzmeerraum und haben sich seit 2011 in Basel ausgebreitet. Als invasive Arten verdrängen sie heimische Fischbestände wie Nase, Groppe oder Barbe und bringen das ökologische Gleichgewicht ins Wanken.

Einheimische Fische unter Druck

Die Äsche: einst häufig, heute gefährdet. © Adobe Stock

Einheimische Fischarten sind in unseren Flüssen hingegen seltener geworden. Dafür sind nicht nur invasive Arten verantwortlich, sondern auch die starken Veränderungen ihrer natürlichen Lebensräume. Verbaute Ufer, fehlende Strukturen wie z. B. Kiesbänke oder Totholz, steigende Wassertemperaturen, Schadstoffe und andere Folgen menschlicher Eingriffe verschlechtern die Bedingungen unter Wasser erheblich. Die Lage ist ernst: In der Schweiz sind mittlerweile über zwei Drittel der einheimischen Fischarten gefährdet oder bereits verschwunden.

Ein Beispiel ist die Äsche – ein eher empfindlicher Fisch, der saubere, kühle, strukturreiche Gewässer braucht. Früher war sie in Rhein, Wiese und Birs häufiger, heute sind ihre Bestände stark zurückgegangen. Ähnlich geht es dem zierlichen Bachneunauge, das klare, kiesige Bäche zum Laichen braucht. Beide Arten sind in der Schweiz als stark  gefährdet eingestuft – eine Tatsache, die eindrücklich zeigt, wie sehr sich die Lebensbedingungen in unseren Gewässern verschlechtert haben.

 

Das Verschwinden der Wanderer

Wanderfische wie Lachs oder Aal müssen auf ihrem Weg zu den Laichplätzen zahlreiche Hindernisse überwinden – viele schaffen es heute nicht mehr. © Pixabay

Auch Wanderfische leben in den Gewässern von Basel – also Arten, die weite Strecken zurücklegen, um sich fortzupflanzen. Dazu gehört beispielsweise der Aal. Ihre Bestände sind seit vielen Jahren rückläufig, da ihnen durch verbaute Flussverläufe und klimatische Veränderungen die Wanderung erschwert wird.

Der Atlantische Lachs ist das wohl bekannteste Beispiel für das Verschwinden der Wanderfische: Einst war er häufig im Rhein, heute gilt er in der Schweiz als ausgestorben. Obwohl Wiederansiedlungsprojekte laufen, sind bisher nur einzelne Rückkehrer in der Schweiz nachgewiesen worden. Mehr zur Wiederansiedlung des Lachses erfährst du hier.

Dem Europäischen Aal droht nun ein ähnliches Schicksal. Früher war er in unseren Flüssen weit verbreitet, heute steht er kurz vor dem Aussterben. Wasserkraftanlagen sind für Aale ein grosses Problem, da die Abwanderung durch die Turbinen oft tödlich endet. Fachleute befürchten, dass es ihn in 20 bis 30 Jahren nicht mehr geben könnte – obwohl er seit 2021 schweizweit geschützt ist. Wer also beim Rheinschwimmen einen Aal entdeckt, hat grosses Glück!

Hoffnung für die Nase

Die Bestände der Nase haben sich dank Revitalisierungsmassnahmen in den letzten Jahren in Basel wieder stabilisiert . © Adobe Stock

Doch es gibt auch ermutigende Nachrichten: Die Nase, die ebenfalls in unseren Flüssen zuhause ist, war beinahe schon aus unseren Gewässern verschwunden. Wegen Hindernissen konnte sie ihre Wanderung zu Laichplätzen in der Birs und Wiese nicht mehr oder nur erschwert antreten, sodass ihre Bestände massiv schrumpften.

Renaturierungsmassnahmen und bessere Flussdurchgängigkeit haben es ermöglicht, dass die Nase ihre Laichplätze in der Wiese und der Birs wieder erreichen und sich dort erfolgreich fortpflanzen kann. Ein Video zur Rückkehr der Nase findest du hier.

Anpassungskünstler in unseren Gewässern

Der Alet gehört zu den heimischen Arten, die sich in Basel erfolgreich behaupten. © Unsplash

Auch wenn das Leben im Wasser für viele Fische eine Herausforderung ist, kämpfen nicht alle einheimischen Arten ums Überleben. Ein Beispiel ist der Alet, auch Döbel genannt. Er gilt derzeit als häufigste einheimische Fischart im Rhein und deren Zuflüssen und als echter Überlebenskünstler. Er ist überaus anpassungsfähig und kommt auch mit stark veränderten Gewässern gut zurecht. Da er sich meist oberflächennah und in Schwärmen bewegt, kannst du den 30-50 cm langen Fisch mit etwas Glück sogar beim nächsten Rheinspaziergang beobachten.

Auch Hechte und Welse behaupten sich erfolgreich in Basels Gewässern. Als Raubfische finden sie reichlich Nahrung und erreichen beachtliche Grössen: Der Hecht wird bis zu 1,40 Meter lang, der Wels sogar bis zu 2,50 Meter. Trotzdem bekommst du sie selten zu Gesicht – vor allem der nachtaktive Wels bleibt ein lautloser Jäger im Verborgenen.

Invasive Krebse und Muscheln auf dem Vormarsch

Der Signalkrebs – ein robuster Eindringling mit fatalen Folgen für unsere heimischen Arten. © Adobe Stock

Auch bei den Flusskrebsen hat sich das Bild gewandelt: Alle einheimischen Arten – Edelkrebs und Dohlenkrebs – sind seit einigen Jahren vollständig aus Basel verschwunden. Grund dafür sind eingeschleppte, invasive Arten wie der Signalkrebs und der Kamberkrebs aus Nordamerika. Diese fremden Krebse sind robuster und aggressiver. Zudem tragen sie die Krebspest in sich, gegen die unsere heimischen Arten keine Abwehr besitzen.

Die Neuankömmlinge dominieren auch bei den Kleintieren: In Basel besteht die wirbellose Fauna der Gewässersohle bis zu 95 Prozent aus gebietsfremden Arten. Problematisch sind beispielsweise die Körbchenmuschel oder die Quagga-Muschel. Beide vermehren sich schnell, beanspruchen viel Lebensraum und Nahrung und verdrängen so die einheimischen Arten.

Was können wir tun?

Jede und jeder kann mithelfen, unsere Gewässer und ihre Bewohner zu schützen. © bs.ch/aue

Einheimische Fischarten haben es in unseren Flüssen nicht leicht. Häufig begegnen uns nur noch besonders anpassungsfähige Arten oder gebietsfremde Neulinge. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Gewässer in Basel als vielfältige und lebendige Lebensräume erhalten. Jede und jeder kann etwas dazu beitragen:

Keine Tiere oder Pflanzen aussetzen:
Fische, Krebse oder Wasserpflanzen aus Aquarien oder Gartenteichen gehören nicht in Bäche oder Flüsse. Sie können einheimische Arten verdrängen oder Krankheiten verbreiten.

Ausrüstungen reinigen:
Wenn du mit Boot, SUP oder Angel unterwegs bist, wasch und trockne alles gut, bevor du in ein anderes Gewässer gehst. So schleppst du keine unerwünschten Arten oder ihre Eier/Larven mit ein. Weitere Infos zur gründlichen Reinigung findest du hier.

Auf umweltfreundliche Produkte achten
Achte bei Putzmitteln, Düngern oder Kosmetik auf umweltfreundliche Produkte. Viele Stoffe gelangen übers Abwasser in den Rhein und schaden dort Fischen sowie anderen Lebewesen.

Keinen Abfall zurücklassen
Zigarettenstummel, Plastik, Dosen – was du mitbringst, nimm auch wieder mit. Müll in der Natur landet schnell im Wasser und schadet dem gesamten Ökosystem.

Mikroplastik vermeiden
Schau bei Peelings, Waschmitteln oder Zahnpasta auf die Inhaltsstoffe. Produkte ohne Mikroplastik sind besser für dich – und fürs Wasser.

Die Wasserbewohner im Porträt

Möchtest du noch mehr über die Lebewesen in unseren Gewässern erfahren? Dann schau gerne mal auf dieser Seite vorbei. Dort findest du Porträts von Fischen, Krebsen, Muscheln und anderen Arten an den Gewässern von Basel – inklusive Fotos und spannenden Infos zu ihren Lebensräumen, Besonderheiten und ihrer Gefährdung.

Im Rahmen unseres Gewinnspiels «Der Rhein und seine Bewohner – Quiz über Fische und Krebse in Basel» hast du noch bis Ende Juli die Chance, einen Wickelfisch zu gewinnen. Wir wünschen viel Glück!

Quellen:

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