Bäume wachsen durch die Öffnung des Basler Messebaus

Natur und Fortschritt in Kombination – nicht immer so idyllisch, wie in diesem Bild.

Noch vor 30 Jahren waren die technologischen Möglichkeiten, die wir heute selbstverständlich finden, Science Fiction: Ein Minicomputer im Hosentaschenformat, mit dem wir Videokonferenzen durchführen, Filme in Kinoqualität drehen, uns auf Knopfdruck durch jede Stadt manövrieren, Socken kaufen, Aktien handeln und auf so ziemlich das gesammelte Wissen der Menschheit zugreifen können.

 

Möglich wird die digitale Zauberei auf der Grundlage von Mikrochips und Daten, die in rasendem Tempo um die Welt geschickt werden, damit Kühlschränke mit Apps und du mit deiner Freundin in Übersee kommunizieren kannst. Das enorme Potential, unsere Welt durch die Vernetzung dieser Daten zu bereichern, scheint nahezu grenzenlos. Auch in Bezug auf den Klimaschutz macht digitale Technologie sehr Vieles möglich.

Wie dreckig ist die Digitalisierung?

Noch vor 30 Jahren waren die technologischen Möglichkeiten, die wir heute selbstverständlich finden, Science Fiction: Ein Minicomputer im Hosentaschenformat, mit dem wir Videokonferenzen durchführen, Filme in Kinoqualität drehen, uns auf Knopfdruck durch jede Stadt manövrieren, Socken kaufen, Aktien handeln und auf so ziemlich das gesammelte Wissen der Menschheit zugreifen können.

 

Möglich wird die digitale Zauberei auf der Grundlage von Mikrochips und Daten, die in rasendem Tempo um die Welt geschickt werden, damit Kühlschränke mit Apps und du mit deiner Freundin in Übersee kommunizieren kannst. Das enorme Potential, unsere Welt durch die Vernetzung dieser Daten zu bereichern, scheint nahezu grenzenlos. Auch in Bezug auf den Klimaschutz macht digitale Technologie sehr Vieles möglich.

Smart Grids, Smart Mobility, Smart Farming – fast alles wird digital.

Zum Beispiel in der Energiebranche: Früher kam unser Strom aus Kraftwerken. Wieviel Energie zu welcher Zeit im Netz landete, war gut kalkulierbar. Mit Wind-, Wasser- und Sonnenkraft ist das anders: Abertausende Minikraftwerke speisen wetterabhängig unterschiedliche Strommengen in ein Netz, das für ein solches dezentrales Chaos gar nicht angelegt war. Intelligente Stromnetze, sogenannte Smart Grids, steuern diesen Prozess in Echtzeit und sorgen so dafür, dass wir Strom aus erneuerbaren Quellen in unsere Netze integrieren können.

Dank GPS-gestützter Echtzeitinformationen können wir den Verkehr in Städten effizienter steuern, Staus vermeiden und so den Kraftstoffverbrauch senken. Sensoren messen, wo in der Nähe freie Parkplätze zu finden sind, Carsharing-Apps fördern im Idealfall die gemeinsame Nutzung von Autos. All das kann dazu beitragen, den CO2-Fussabdruck unserer Mobilität zu minimieren.

In der Landwirtschaft hilft digitale Technologie, Wasser zu sparen, indem die Bodenfeuchtigkeit überwacht wird – bewässert wird nicht mehr auf Verdacht, sondern nur dann, wenn es wirklich nötig ist. Und natürlich hilft die Digitalisierung auch dabei, Informationen zu Klimaschutz und Klimawandel besser zu verbreiten – so wie durch diesen Blogbeitrag, zum Beispiel.

Kaputtes Smartphone

Viele entsorgen ihre digitalen Geräte, bevor diese wirklich kaputt sind.

Die Kehrseite des Fortschritts: Sein gewaltiger Energie- und Ressourcenhunger.

Damit der technologische Zauber funktioniert, braucht es jedoch die Hardware und enorme Mengen Energie zur Produktion und Aufrechterhaltung der digitalen Infrastruktur. Zudem fällt jede Menge Elektroschrott an, der problematisch zu recyceln ist. Und je mehr tolle Möglichkeiten die digitale Welt bietet, umso mehr wird sie natürlich auch genutzt. Das ist die Kehrseite der Digitalisierung: sie befeuert auch ein System des kontinuierlichen Wachstums, das viele unserer heutigen Probleme erzeugt hat.

Diesen sogenannten «Rebound-Effekt» kannst du dir so vorstellen: Durch die Digitalisierung wird die Produktion eines Gegenstands effizienter. Das senkt nicht nur den ökologischen Fussabdruck, sondern auch den Preis des Artikels. Was dazu führen kann, dass viel mehr Menschen den Artikel kaufen – und so verkehrt sich der ursprünglich positive Effekt (effizientere Herstellung) in sein Gegenteil (gesteigerter Konsum). Dasselbe gilt für den 5G Mobilfunkstandard: Daten können mit ihm 7 mal effizienter übermittelt werden. Im gleichen Zeitraum wächst das Datenvolumen aber voraussichtlich um das 9-fache. (Fact Check)

Eine Studie aus dem Jahr 2020 kommt zu dem Schluss, dass Sektor «Internet und Kommunikationstechnologie» unter Berücksichtigung der oben genannten Rebound-Effekte aktuell einen Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen zwischen etwa 1,5 und 4 Prozent hat (Fact Check). Eine andere Studie geht davon aus, dass dieser Anteil mit den gleichen Wachstumsraten bis 2040 auf 14 Prozent ansteigen könnte. Spätestens damit wäre klar, dass die Digitalisierung selbst ein erhebliches Problem fürs Klima darstellt (Fact Check).

Weg vom «immer mehr» und hin zum «genug für ein gutes Leben»

Und wie immer in der Klimadebatte stellt sich die Frage: Was jetzt? Wie gehen wir um mit diesen Informationen? Werfen wir alle unsere Smartphones weg und züchten wieder Brieftauben? Wohl kaum. Die wesentlichen Änderungen müssen strukturell passieren, was heissen soll: Der IKT-Sektor selbst muss effizienter werden und seinen eigenen ökologischen Fussabdruck verringern. Andererseits müssen wir das Potenzial der Digitalisierung zur Verringerung von Umweltbelastungen konsequenter nutzen.

Damit das gelingt, braucht es vor allem Änderungen im System: Politisch müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die das Anreizsystem für eine nachhaltigere Digitalisierung schaffen. Zu Deutsch: Es darf sich nicht lohnen, mit digitalen Mitteln Raubbau an der Umwelt zu betreiben. Ein wesentlicher Teil der Verantwortung liegt aber auch bei der Wirtschaft selbst: Wertschöpfung darf nicht mehr länger bedeuten, aus jedem Projekt den maximalen Profit herauszuschlagen. Es muss darum gehen, eine nachhaltigere Balance zu finden zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten.

Aber auch wir Menschen als Individuen sind gefragt. Unsere Verantwortung fängt dort an, wo wir nicht immer das neueste Smartphone und den schnellsten Computer kaufen. Und endet dort, wo wir uns selber beibringen, unser über Generationen des permanenten Mangels gewachsenes Verhalten an die Überflussgesellschaft anzupassen, in der wir mittlerweile leben. Wir müssen weg vom «immer mehr» hin zu einem «genug».

Person mit Virtual Reality Brille auf einem Tennisplatz.

Die Frage ist: Was brauchen wir wirklich für ein glücklicheres Leben?

Nützliche Fragen und was du selbst tun kannst.

Wenn wir die Digitalisierung weiter dazu nutzen, immer schneller immer mehr zu produzieren und zu konsumieren, kann sie dem Klima massiv schaden. Gelingt es uns wiederum, digitale Technologien so einzusetzen, dass sie einen sinnvollen, nachhaltigen Konsum fördern, haben sie das Potential, ein mächtiges Werkzeug zum Klimaschutz zu werden.

Sicher ist: Es wird Zeit, die Digitalisierung aktiver zu gestalten. Auch bei der Entwicklung neuer technologischer Lösungen gilt es, sich die Frage zu stellen, die in jedem Bereich unserer Konsumgesellschaft nützlich ist: Braucht’s das und löst es ein Problem?

 

Sechs Tipps für deinen digitalen Alltag.

Natürlich kannst du aber auch selbst etwas tun, um deinen digitalen Fussabdruck zu verkleinern:

  1. Statt dauernd das neueste Smartphone zu kaufen, nutze deines so lange, wie es hält
  2. Kauf digitale Geräte, die sich reparieren lassen
  3. Sorge dafür, dass kaputte digitale Geräte recycelt werden und nicht im Hausmüll landen
  4. Nur weil die Shared Mobility es so einfach macht, dauernd ein Fahrzeug zur Verfügung zu haben: Spaziergänge und Radtouren durch Car-Sharing zu ersetzen, schadet der Umwelt eher, als dass es nützt.
  5. Überleg dir, in welcher Qualität du Filme streamst. Auf kleinen Bildschirmen muss es nicht 4k sein – 720p reiht völlig aus. Das spart enorm viel Datenfluss und damit: Energie.
  6. Auch Daten, die in der Cloud gespeichert sind, verbrauchen Energie. Selbst dann, wenn du sie nicht benutzt. Alte Filme, Fotos und Daten zu löschen, macht, wenn es vieles tun, einen grossen Unterschied. Wie gross, kannst du zum Beispiel auf dieser Website nachlesen.

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Redaktion & Text: Christian Hansen

Titelbild von Serhat Beyazkaya auf Unsplash
Bild 2 von Hardik Sharma auf Unsplash
Bild 3 von Martin Sanchez auf Unsplash 

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